Basaltwerk am Umpfen

Bereits im Jahre 1898 begründeten die Unternehmer Georg Leimbach und sein Kompagnon Adolf Stein den Basaltabbau am Rotenberg bei Nordheim v.d. Rhön. Der Bau weiterer Basaltwerke folgte; so 1904 das Basaltwerk bei Hammelburg, 1905 das Basaltwerk Fladungen und 1911 der käufliche Erwerb des Basaltwerkes Oberriedenberg, das 1909 unter Hofrat Reidelbach in Betrieb gegangen war.

Im Jahre 1914 nahm das von Leimbach und Co. neu erbaute Basaltwerk am Umpfen, ca. 3 km nördlich von Kaltennordheim seinen Betrieb auf. Das Werk lag am Westhang des Umpfen, oberhalb der 1880 neu eröffneten Feldabahn, über die der Abtransport des Basaltgesteines erfolgte.
Der Jude Adolf Stein war 1864 in Nordheim v.d. Rhön geboren. Aus seiner Ehe mit Henriette, geborene Isaak, gingen sieben Kinder hervor. Georg Leimbach war in Schweinfurt ansässig. Im Jahre 1925 ließ sich Georg Leimbach seinen Finanzanteil aus der Basaltwerke GmbH auszahlen. Stein war nun alleiniger Besitzer dieser Betriebe. Adolf Stein brachte es als Besitzer der Basaltstein GmbH zu großem Ansehen und wurde 1929 Ehrenbürger der Gemeinde Nordheim vor der Rhön. Er starb im Jahre 1932 in Schweinfurt. Die Judenverfolgung unter den Nationalsozialisten blieb ihm somit erspart.


Durch politischen Druck, Drohungen und boykottieren staatlicher Aufträge wurden die Erben, die Gebrüder Jakob und Fritz Stein, 1934 zum Verkauf von 75 % ihres Eigentum Anteils genötigt. Bereits ein Jahr danach war die Firma gezwungen, ein weiteres Werk zu verkaufen, da die Banken alle Kredite sperrten. Das Basaltwerk am Umpfen wurde daraufhin an die Hammermühle Bischofsheim verkauft, diese gehörte zum Besitz der Firma Fichtel und Sachs in Schweinfurt. 1936 erlosch schließlich jede Teilhaberschaft der Gebrüder Stein an der Basaltstein-GmbH.
In den Jahren 1933 bis 1936 versuchte man mehrfach, gegen die Familie Stein durch falsche Anschuldigungen ein strafrechtliches Verfahren einzuleiten. So unterstellte man z. B. Devisenverschiebung und Betrug. 1937 musste jedoch das Strafverfahren eingestellt werden. Jakob Stein emigrierte 1937 in die Schweiz und Fritz Stein wanderte im gleichen Jahr mit seiner Familie nach Amsterdam aus.
(Weitere Recherchen über die Besitzverhältnisse und die Gebrüder Stein sowie über den Basaltabbau in der Rhön sind nachzulesen in den Büchern: „Das Basaltwerk Oberriedenberg mit seinen Steinküppel, Gebirgsstein und Kellerstein" aufgeschrieben von Alfred Sahm, 97705 Burkhardsroth und in der Jubiläumsausgabe „100 Jahre Franz Carl Nüdling, Vom Steinbruch zum Industuriebetrieb")


Arbeiter, die am Umpfen als Brecher, Steinrichter, Pflastersteinklopfer usw. beschäftigt waren, kamen aus den umliegenden Orten. Tagtäglich und zu allen Jahreszeiten legten sie zu Fuß einen langen beschwerlichen Weg zurück. Der Arbeitstag betrug 11 bis 12 Stunden bei schwerer körperlicher Belastung. Mehrfach kam es auch zu Unfällen. An Seilen hängend lösten die Männer die Basaltsäulen aus der Wand. Der Bedarf an Steinmaterial wuchs in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg stark an. Während man in den Jahren vorher in unseren Orten überwiegend nur unbefestigte Straßen kannte, kam nun das Befestigen mit Pflastersteinen mehr und mehr zur Anwendung. Gegen Ende der 20er Jahre kam dann die Teerversiegelung auf. Wenn auch die Löhne für unser heutiges Verständnis gering waren, brachte die industrielle Entwicklung trotz Wirtschaftskrisen und Kriegsjahre auch für die Rhön eine Verbesserung der Lebensbedingungen. So wurden z. B. in der Zeit von 1920 bis zum Beginn des II. Weltkrieges in unseren Dörfern zahlreiche Einfamilienhäuser erbaut, was sich ebenfalls auf den Absatz von Basaltsteinmaterial günstig auswirkte.
Schon 1914 nach der Inbetriebnahme des Basaltwerkes wurde eine Drahtseilbahn erbaut, über die man das Steinmaterial von der Terrasse des Bruches zur Verladestation an der Feldabahn transportierte.


1928 errichtete man an der Verladestation auch eine maschinell betriebene Brecher Anlage, in der die Steine zu Schotter und Basaltgruß weiterverarbeitet wurden.
Während des II. Weltkrieges setzte man am Umpfen auch Gefangene aus Russland und Frankreich zur Zwangsarbeit ein. Unter äußerst schlechter Behandlung und in körperlich miserablem Zustand wurden diese Menschen zu härtester Arbeit gezwungen. Ältere Bürger können sich heute noch an die menschenunwürdige Behandlung dieser Leute durch die militärisch eingesetzten Aufseher erinnern. Nach dem II. Weltkrieg wurde das Basaltwerk durch die russische Besatzungsmacht enteignet.
Durch den Wiederaufbau steigerte sich in den Nachkriegsjahren des II. Weltkrieges der Bedarf an Basaltsteinmaterial beträchtlich. Auch in unseren Rhöndörfern begann erneut eine rege Bautätigkeit durch den Bau zahlreicher Einfamilienhäuser. Die Arbeiter im Basaltwerk Umpfen wurden nach Leistungslohn bezahlt. Die Tagesnorm eines Mannes lag dabei bei 30 vollbeladenen Loren pro Tag. Der Einsatz von modernen technischen Hilfsmitteln erleichterte erst in den sechziger Jahren die Arbeitsbedingungen. In der Zeit zwischen 1958 und 1970 stieg die Abbaumenge weiter an. Ein erheblicher Teil davon wurde exportiert.


Um die verkehrsmäßige Anbindung des Steinbruches zu verbessern, wurde 1967 eine Straße von Fischbach bis zum Abbaugebiet erbaut. Die Anzahl der Arbeitsplätze stieg von zirka 30 im Jahre 1955 auf zirka 100 im Jahre 1972 an. Ab 1972 gehörte das Basaltwerk am Umpfen zum damaligen VEB Rhönbasalt Vacha. Von da an begann man den Basaltabbau auf andere Basaltwerke zu konzentrieren. Der Transport wurde vorrangig über das Straßennetz vollzogen. Die Hauptabbaubetriebe waren nun der Bruch am Oechsen, das Werk in Oberrohn und der Steinbruch am Emberg.
1978 wurde der Abbau am Umpfen endgültig eingestellt. Gleichzeitig wurde im Basaltwerk Klings begonnen.
Mit der Stilllegung des Basaltwerkes am Umpfen begann eine Renaturierung des Bruches auf natürlichem Wege. Ein Uhu-Pärchen baute über mehrere Jahre hier seinen Horst in die Steinwand. Heute führt ein Wanderweg von Glattbach kommend über den Umpfen nach Kaltennordheim.
Wegen der weiten Sicht ins Feldatal ist der Umpfen ein beliebtes Ziel für Wanderer.

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