Die Möbelindustrie - Hauptarbeitgeber in Kaltennordheim

Die Holzverarbeitung nahm in der gesamten Rhön einen wesentlichen Platz in Handwerk und Gewerbe ein. So war Kaltennordheim jahrhundertelang Sitz der Schreiner- und Glaserzunft des Amtsbezirkes. Archivakten aus dieser Zeit sind heute noch erhalten.

Richard Gerlach verweist in diesem Zusammenhang in seiner Chronik auf einen Bericht des Obermeisters Hermann Bach, der um die Mitte des vorigen Jahrhunderts hier lebte und nach dessen Aussagen bis vor dem großem Brande von 1858 eine Innungslade vorhanden gewesen sei, in der Akten aufbewahrt wurden, die bis in das Jahr 1688 zurückgingen. Die Lade soll in ihrer Ausfertigung nach korinthischem Vorbild gearbeitet gewesen sein.


Im letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts entwickelte sich Kaltennordheim zu einem Zentrum der Möbeltischlerei, wobei besonders hervorgehoben werden muss, dass in den hier ansässigen Werkstätten herausragende Meisterstücke und Muster Anfertigungen geschaffen worden sind, welche mit aufwendigen Schnitzereien und Beschlägen versehen wurden. Um die Jahrhundertwende hat sich die Möbelherstellung zum Hauptindustriezweig in Kaltennordheim entwickelt. So wurde z. B. im Jahre 1894 in Kaltennordheim die Firma Röltsch & Co. gegründet, in der um 1900 bereits um die 100 Arbeitnehmer beschäftigt waren. Die Firmen Fr. Gustav Ernst, W. Adam Ernst, Rudolf Schüffler, Gustav Rhöner, Rauch & Co., Bruno Gerlach sowie die Holzwarenfabrik und Schnitzerei Burkhard und Wagner hatten wesentlichen Einfluss auf diese Entwicklung.


Möbel aus Kaltennordheim erlangten in den folgenden Jahrzehnten hohe überregionale Wertschätzung auf den innerdeutschen Handelsmessen. Der größte Betrieb der Möbelherstellung in Kaltennordheim, der heute zur „Werra-Möbel-Meiningen-GmbH" gehört, ist aus den ehemaligen Möbelfabriken Max Ernst und der Fa. Burkhard & Wagner hervorgegangen. Hier wurden in den Jahren von 1963 bis 1990 für den Export Schlafzimmer, Einbauküchen und Rustikalmöbel angefertigt. 1986 hatte dieser Betrieb 110 Beschäftigte. Nach der Wiedervereinigung stand diesem Export der internationale Wirtschaftsmarkt mit zahlreichen Billiglohnländern entgegen, so dass heute hier nur noch 55 Arbeitskräfte beschäftigt sind.

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