Die Geschichte der Burg Kaltennordheim

Wann die Burg Kaltennordheim, im Volksmund „Meerlinsburg" genannt, erbaut wurde, ist nicht bekannt. Mit Sicherheit waren aber die Burg und die nahe gelegenen Flurstücke Ausgangspunkt der Siedlungsentwicklung des Ortes.

Nach Rückerts historischem Taschenbuch für Thüringen und Franken gehörten die Besitzungen in Kaltennordheim bis ins 13. Jh. den Grafen von Nithardishusen. Da die Grafen von Nithardishusen gegen Ende des 13. Jh. ausstarben und über Generationen mit den Grafen von Henneberg verwandt und verschwägert waren, fiel Kaltennordheim erbrechtlich an die Henneberger.
In einem Kaufvertrag vom 8. August 1350 wird die Burg selbst erstmals urkundlich erwähnt. In diesem wird die Burg von Kaltennordheim vom Grafen Johann von Henneberg an den Abt Heinrich zu Fulda verkauft. Vom 7. August 1366 liegt eine Urkunde vom Wiederkauf der Burg durch Henze von Aldindorf (Allendorf) vor, der sich in dieser „burgmann tzü Northeym" nennt.


Die Burg Kaltennordheim wurde ursprünglich als Wasserburg angelegt. Sie war von einem Flutgraben und von einem Burgwall umgeben. Die Talsenke um die Burg soll in alter Zeit alljährlich zur Schneeschmelze weithin von Wasser bedeckt gewesen sein. Wie eine Insel im Meer lag dann der Burghügel inmitten einer weiten Wasserfläche. „Eine Linse im Meer” – auf diese Weise entstand im Volksmund der Name „Meerlinsburg".
Im 14. Jh., unter den Grafen Henneberg, wurden mehrere Um- und Erweiterungsbauten an der Burg durchgeführt. So gestattete z.B. der Abt Friedrich zu Fulda im Jahre 1384 dem damaligem Pfandamtmann, Friedrich von der Tann, 200 Florinus (Gulden) am Schloss Kaltennordheim zu verbauen. Gleichzeitig sagt diese Urkunde aus, dass die Burg während dieser Zeit an Friedrich v.d. Tann verpfändet war.
1438 löste Graf Wilhlem von Henneberg Dorf und Schloss Kaltennordheim von dem Ritter Wilhelm von Buchenau wieder ein. Von 1445 bis 1475 war Graf Heinrich XI. v. Henneberg Burgherr in Kaltennordheim. Er wurde im Volksmund ,,Heinrich der Unruhige" genannt, da er mit den benachbarten Adelshäusern in zahlreiche Fehden verstrickt war – was für Kaltennordheim oft unangenehme Folgen hatte. Er war der letzte Henneberger Graf, der seinen Sitz auf der Meerlinsburg hatte. Nach ihm waren nur noch die Amtsvögte hier ansässig. Im 15. Jh. soll der Burggraben zugeschüttet worden sein. Die Abbildung der Meerlinsburg von Kaltennordheim aus dem Jahre 1618 zeigt bereits eine Bebauung des ehemaligen Burggrabens mit Wohnhäusern.


Während des Bauernkrieges 1525 wurde das Schloss Kaltennordheim kurzzeitig belagert, aber nicht gestürmt.
Hierher flüchtete sich der Probst von Zella, Johann Loher, und der Rittergutsbesitzer von Diedorf, Friedrich von Haun, als die Bauern in das Kloster Zella eindrangen und es teilweise zerstörten.
Im Jahre 1540 wurde im Burggelände ein Speicher und ein Zeughaus errichtet. Man darf annehmen, dass auch die Umschließung des westlichen Teiles des Stadtfleckens mit der geschlossen gehaltenen Ortsbegrenzungslinie in dieser Zeit veranlasst worden ist.
Im Jahre 1634 wurden Burg und Stadtflecken Kaltennordheim durch das Heer der Kroaten unter dem berüchtigten Grafen Isolani in Schutt und Asche gelegt. Nur noch wenige Reste der alten Meerlinsburg blieben erhalten. Das Zentrum des alten Burghofes wurde mit Schutt und Erde reich aufgefüllt und später als Amtsgarten genutzt. Unterhalb dieses Gartens und unter dem angrenzendem 1752 - 1752 neu angelegten Amtshof, befinden sich heute noch etliche Gewölbekeller der alten Meerlinsburg.


Das Schloß zur Meer - Linsen
Lang ist es her!
Des schwarzen Riedes See, geschmückt mit grünem Schilf und grünen Wasserlinsen.
Die schwollen an, als der Rhönberge Schnee rasch schmolz - und ringsum wilde Bäche
sich ergossen in das Oberfeldabecken - und setzten Mensch und Tier in Todesschrecken.
Da dehnte sich, ach zu gar weiter Fläche,
die trübe Flut, gleich wie ein Meer. Der Burg- und Kirchhof nur blieben wasserleer.
Dann wieder in des Sommers heißen Tagen
gewitterschwere Wolken sich zerschlagen und scheuchten Hirt und Herde von der Hut.
Wie wälzt ins Tal zum Jammer sich die Flut! Des Grafen schlosses seltsam feste Mauern die wanken nicht. - Von ihnen doch mit Schauern sieht man des Fleckens Markt und tiefe Gassen arg überschwemmt - von Lebenden verlassen.
Der Gärten Bäume gleichen jetzt nur schwanken Binsen. Der Bauern Häuser und Tagelöhnerhütten nur Meereslinsen.

(Verfasser unbekannt)

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