Großbrände in Kaltennordheim

Die Stadt Kaltennordheim hat in ihrer Geschichte mehrere Großbrände erlebt. Von der großen Brandschatzung Kaltennordheims im Jahre 1634 durch die Kroaten unter Isolani wurde bereits berichtet. Drei weitere Großbrände und die daraus folgenden Schäden dürfen nicht unerwähnt bleiben:

Großbrand im Jahre 1719
Am 6. Mai 1719 brach im Hause eines Wollwebers um 1 Uhr nachts ein Feuer aus, welchem 42 Häuser, 18 Scheunen und 45 Ställe zum Opfer fielen. Der Amtmann von Kaltennordheim führte als erste Unterstützung für die Obdachlosen eine Geldsammlung in Kaltennordheim durch, wobei 68 Taler zusammenkamen. Außerdem schickte er einen Brief an die Herzogliche Regierung, in dem er um die Bereitstellung von Bauholz bat. Diesem Bittgesuch folgte eine weitere Eingabe aller vom Brand Geschädigten an den Herzog. So bat der Messerschmied Hans Caspar Schirmer, der mit seiner Frau und den Kindern Haus und Hof verloren hatte, um 5,5 Taler für Bauholz. Die herzogliche Regierung zeigte sich jedoch wenig hilfsbereit, im Gegenteil, sie forderte z.B. von Simon Ballauf das Lehengeld auf sein neu erbautes Haus, das jedoch nun in Schutt und Asche lag. Die gleiche Forderung stellte man auch an Messerschmied Tobias Hans Matthes.


Ein Brief vom 20. Mai sagt aus, dass man sich darüber beschwere, dass ihnen die „Exkutionsbeamten ins Quartier gelegt worden seien, weil sie die Abgaben nicht bezahlt hätten; und das 14 Tage nach dem Brandunglück!"
Aus einem Brief vom Dezember 1719 des Amtmannes an die herzogliche Regierung geht die große Notlage aber auch der Stolz der Kaltennordheimer Bürger deutliche hervor, indem er schreibt, er könne die geforderte Aufstellung über die Brandschäden nicht senden, denn lieber verzichte ein großer Teil der Brandgeschädigten auf die Entschädigung, als dass man seine Lage offen darstelle. Letztlich sah sich die herzogliche Regierung doch veranlasst alle Abgaben, Steuern, Erbzinsen usw. auf drei Jahre zu erlassen.
Zu Michaelis 1719 hatten die Bürger Kaltennordheims jedoch noch Holzschulden von 490 Talern zu begleichen.


Zwei Großbrände im Jahre 1858


Der erste Brand
Am Montag, dem 21. Juni, mittags um 12 Uhr, brach im Hause des Georg Caspar Greifzu, von Beruf Weber und Straßenfuhrmann, ein Feuer aus, das sich in östliche Richtung ausbreitete, so dass man fürchtete, es könne auch auf das Schloss übergreifen. Dann breitete er sich in südwestlicher Richtung nach dem „Alten Brunnen” zu aus. Durch die mit Strohfieder abgedichteten Dachziegeln griffen die Flammen sehr schnell von Haus zu Haus, so dass bald 120 Häuser und Gebäude dem Brande zum Opfer gefallen waren.


Der zweite Brand
Schon vier Wochen später, am 24. Juli, morgens um 9 Uhr, brach ein noch größeres Feuer aus. Eine Rauch- und Flammensäule stieg von der Scheune des Webmeisters Johann Adam Marschall auf, des Schwiegervaters von Georg Caspar Greifzu, bei welchem das vorherige Feuer ausgebrochen und der nun hier mit seiner Familie vorübergehend untergebracht war. Der Brand setzte sich in nördlicher Richtung fort, wobei die vielen tausend Lohsteine der Gerbereien Bauß und Röll die Glut stark anheizten.
So gingen in kurzer Zeit Schule, Pfarrwohnung und Kirche in Flammen auf. Ein starker Wind trug die Flammen schnell von Dach zu Dach und die Gebäude brannten von oben her aus. Zwischen 11 und 12 Uhr drehte sich der Wind und trug die Flammen in östlicher Richtung weiter, so dass nun das Haus des Caspar Adam Marschall an der steinernen Brücke, rechts der Felda, erfasst wurde, und die Gefahr bestand, dass auch der östliche Teil des Ortes vernichtet werden könnte. Noch viele Tage lang schwelte die Glut in den Ruinen. 150 Gebäude, davon 70 Wohnhäuser, hatte der Brand abermals verzehrt. Insgesamt fast die Hälfte Kaltennordheims lag durch diese beiden Brände eingeäschert darnieder.


700 Menschen waren obdachlos, 160 davon suchten in Nachbarorten eine einstweilige Bleibe, die übrigen wurden in den Familien im östlichen Teil des Ortes aufgenommen. Nicht nur die Häuser, sondern auch die frisch eingebrachte Ernte, war zum großen Teil verloren. Als Brandstifterin wurde später die Magd L. Jörges ermittelt, die bei Johann Caspar Greifzu in Diensten stand. Sie wurde zu 10 Jahren Haft verurteilt.
In den folgenden Monaten wurde ein Hilfskomitee gegründet, dem namhafte und einflussreiche Bürger aus Kaltennordheim und anderen Orten angehörten. Auch von Seiten der herzoglichen Regierung wurde Hilfe gewährt. 13 000 Taler kamen durch Bittschriften ein. Zahlreiche Spenden kamen auch aus vielen Orten zusammen.
Ein neuer Ortsbebauungsplan wurde von Bezirksdirektor Möder aus Eisenach aufgestellt. Die Stadt wurde nun im westlichen Teil nach modernen Gesichtspunkten wiederaufgebaut.
nach der Chronik von R. Gerlach (gekürzter Text)

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