Das fränkische Königsgeschlecht, die Merowinger, nach dem König Merowech genannt, der im 5. Jh. lebte, dehnte zu Beginn des 6. Jh. seine Macht von Südwesten her mehr und mehr nach Nordosten aus.
Clodwig I. (481 bis 511), ein Nachkomme Merowechs, der den römischkatholischen Glauben angenommen hatte, gelang es durch die Niederwerfung der anderen fränkischen Königreiche, sich zum Alleinherrscher des gesamten Frankenreiches zu erheben. Nach seinem Tode fiel sein Reich an seine vier Söhne. Seinem Sohn Theoderich wurde dabei der alemannische Teil zugesprochen.
Im Jahre 531 besiegte Theoderich den Thüringer König Herminafried in der Schlacht an der Unstrut. In dieser Zeit fiel auch die Rhön an die Franken. Um 535 folgte eine Besiedelung des neu eroberten Gebietes mit fränkischen Bauern und Adeligen. Mit dieser Besiedelung begann gleichzeitig die Einführung des Christentums.
Der neue Glaube wurde von den Einheimischen jedoch vorerst nicht angenommen. Zur Herstellung eines starken Reiches unter einer zentralen Führung war es aber erforderlich, die verschiedenen Stämme einer einheitlichen Ideologie zu unterstellen. Die Interessen des fränkischen Adels und die der Kirche lagen dabei auf einer Ebene.
Der fränkische Adel strebte die Bildung eines mächtigen Frankenstaates an. Die Kirche erstrebte im Sinne der Herrschaft Roms die weitere Festigung und Verbreitung des Christentums. In beiderseitigem Einvernehmen sandte man Missionare aus, um die Bevölkerung vom neuen Glauben zu überzeugen.
Im Jahre 685 kam der irische Bischof Kilian nach Würzburg. Von hier aus unternahm er mit seinen Gefolgsleuten Missionsreisen in das Grabfeld und in das Tullifeld, das zu dieser Zeit zum Bistum Würzburg gehörte. Nach Kilian folgte 741 der Missionar Winfried Bonifacius. Kilian, im Volksmund „Apostel der Franken" genannt, wird jedoch bis heute als erster Missionar im Tullifeld angesehen.
Zur Verkündung des neuen Glaubens bevorzugte man zu jener Zeit Anhöhen in der Nähe der Siedlungen Einheimischer. Oft waren es die
gleichen Stätten, die schon lange als „Heilige Heine” galten, - die Opfer - und Gebetsstätten alter Götterverehrung.
In den folgenden Jahrhunderten, als sich das Christentum gefestigt hatte, benannte man solche Flurstücke nach den ersten Missionaren. So gibt es im Grabfeld und im Tullifeld viele Flurbezeichnungen nach Kilian: Z.B. Kiliansberg, Kilianshain, Kiliansweg oder Kiliansmühle.
In vielen Orten wurden an der Stelle, an der einst ein Missionar gepredigt hatte, eine Wallfahrtskapelle oder das Gotteshaus des Ortes errichtet. Die Friedhofskapelle in Kaltennordheim, „zu Sanct Kilian” ist im 14. Jh. unter den Hennebergern erbaut worden. In vergangenen Jahrhunderten erzählte man sich im Raum Kaltennordheim, es habe bereits vorher eine kleine Kapelle aus Holz hier gestanden.
Nach dem Volksmund soll Kilian auf der Anhöhe westlich des Ortes gepredigt und die ersten christlichen Taufen durchgeführt haben.
Der bekannte Historiker C.E. Bach schreibt:
„So möge denn diese Friedhofs=Kiliani=Kirche noch lange steh'n im Ring' der mancherlei Denkmale ihrer Stadt, und zwar selbst aus das größte: Nach Abend hin, in der Giebelmauerspitze Steht, halbversteckt, ein uralt' steinern Rädchen;
Was ist sein Sinn? - leit't es ab die bösen Blitze? - Dem „Gott Merkur", dem war's einst geweiht zum sitze In dieser Flur, daß er Frühling, Fried’und Handel Auch ihr vergönn' bei dem raschen Erdenwandel!
Und östlich weht des Türmchens kleine Fahne, Die Henne schwarz; wie schön die grünen Linden Vor ihr gelb blüh'n! und - Ruh' ist da zu finden. Kein Glöcklein läutet hier und keine Stunde schlägt; wie viele aber harrten einst vor’m Friedhof hier des Eingangs, als noch - vor zwei Jahrhundert - ein „Stechhaub" mit weiten Siechengarten den Lebensmatten da geöffnet war"
(Auszug aus „Im Tullifeld" von C.L. Bach, Heft 1, Druck von Fr. Naumann, Verlag von G. Röll, Kaltennordheim 1908)